Wie alles begann…

Es soll nicht so erscheinen, als ob wir die Ersten wären, die mit einem umgebauten Bus durch die Weltgeschichte bummeln, aber auf diesen Trend ist gefühlt jeder während der Ausgangs- und Reisebeschränkungen gestoßen. Zu manchen Zeiten war das auch der einzige Weg einigermaßen ungehindert zu reisen, optimalerweise mit komplettem Impfschutz. Eines Tages dann im Februar entdeckten wir auch das passende Mobil für so ein Vorhaben…

Unser Bulli 🙂

Wir beide waren sofort verliebt und Feuer und Flamme für den Plan ein Jahr lang nicht nach Kanada zu gehen, sondern Europa zu erkunden.

Der Bus kam bereits mit einer Solarzelle auf dem Dach, einem Kühlschrank, einer Zweitbatterie mit Wechselrichter, einer Markise, einem externen Stromanschluss, einer Standheizung und einer schicken Lampe an der Decke. Das war alles ein schöner Bonus aber nicht der Kaufgrund. Für mich war allein das technische Interessant. Was nützt einem der schönste fahrbare Untersatz wenn er so eine Reise mit minimalem Wartungsansatz nicht übersteht. Meistens passiert es doch auch dann wenn man es überhaupt nicht gebrauchen kann. Oder?

Die Sitzgruppe mit Tisch konnte bequem…

… zu einer riesigen Liegefläche umgebaut werden.

Diese Festival Ausstattung machte sich natürlich gut für Wochenend Ausflüge aber war weitaus nicht genug für ein dauerhaftes Wohnen. Auch das verwendete Material (Birke Multiplex) war zwar stabil aber sehr schwer.

Ich habe gleich nach dem Kauf viel gelesen über Umbauten, natürlich schaut man faulerweise auch was es zu kaufen gibt für den jeweiligen Bus, wurde aber relativ schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Entweder man baut es sich selbst, oder man bezahlt sehr viel Geld für Dinge die dann im Endeffekt doch nur aus China kommen!

Erstmal ALLES RAUS!

Das Grundgerüst steht.

Nach langem Überlegen und vielen Eindrücken von anderen, welche das Leben in einem Auto für sich entdeckt haben, hatten wir dann unsere Grundidee. Wie oben zu sehen fingen wir mit einem Schrank und einem Couchgestell an. Als Unterkonstruktion verwendeten wir Nadelholz mit Bootslack lackiert. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir auch den Boden und die Seitenwände erneuert. Ragle hätte es für das Design und ich eher aufgrund der fehlenden Dämmung getan. Wir fahren ja zum Glück in warme Regionen und haben zur Not eine Heizung.

Dazu auch gleich mein erster Tipp: Nie eine Wasserwage in einem Auto verwenden, welches selbst nicht waagerecht steht 😉

Der originale Fahrzeugteppich musste leider raus, da er sich über die Jahr mit Wasser vollgesogen hatte. Die Sitze haben wir ausgebaut, da der Rest der Seitenwand noch rausgeschnitten wurde. Hinter der Sitzreihe hatten wir die Küchenzeile mit integriertem Kühlschrank geplant.

Streichen, Schleifen und das zwei bis dreimal hintereinander. Wenn wir uns mit einer Sache verschätzt haben, dann mit dem Zeitaufwand für die Holzbearbeitung bevor alles fertig zum Einbau war. Als Verkleidung verwendeten wir 10 bzw, 18 millimeter starkes Pappel Sperrholz. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an meinen Vater und seine Kollegen für das Holz.

Aus diesem HT Rohr entsteht später mal unsere Road-Shower.

Zeitgleich begannen wir mit vielen kleinen Nebenarbeiten. Wie oben im Bild zu sehen, wollten wir uns unbedingt eine selbst gebaute Solar Dusche ans Auto hängen um auch unterwegs duschen zu können. Diese Rohre egal ob Frisch- oder Abwasser sind billig im Baumarkt zu erwerben, genau so wie der einfache Wasserhahn und einer Durchführung für Regentonnen welche schnell mit Sikaflex eingeklebt wird. Auch bringt eine Suche bei Google viele DIY Anleitungen zutage über viele verschiedene Variationen dieser einfachen Dusche für Unterwegs. Lediglich die Halterungen für unseren Bulli sind eine Spezialanfertigung aus Edelstahl durch einen Metallbauer im Ort.

Zu sehen ist unser guter Freund Tom beim ausprobieren der fertigen Dusche.

Danke an dieser Stelle an Tom für das Tönen unserer Heckscheiben und der ganzen Unterstützung für unser Projekt!

Nächstes Nebenprojekt: Die passende Matratze für unsere Couch / Bett Kombination.

Der Kaltschaum wurde maßgeschneidert online bestellt und die passenden Bezüge stammen aus einem Stoffladen in Hamburg. Hier mussten wir besonders auf das passende Material bezüglich der Waschbarkeit und Abriebfestigkeit achten.

Jetzt nur noch den passenden Reißverschluss einnähen und die Matratzen sind fertig 🙂

Nachdem alle Einzelteile ausgeschnitten, geschliffen und gestrichen wurden, konnte der Zusammenbau starten.

Nachdem der Schrank sowie die Couch fest integriert waren wurde es Zeit für ein erstes Probeliegen 🙂 Ob 1,95m x 1,20m Liegefläche wohl genügen werden?

Projekt „Küchenzeile“!

Ich gebe zu: Dieser Küchenunterschrank ist kein Eigenbau, eher ein EigenUMbau. Dieses Möbelstück im Landhausstil wurde der Größe wegen und aufgrund von Zeitmangel im Internet bestellt und auf die Verhältnisse im Bulli angepasst. Auch zu sehen ist die bereits integrierte Spüle und Bestandteile der restlichen Campingküche. Wie es im eingebautem Zustand aussieht kommt weiter unten 😉

Nicht nur mein Vater hat fleißig bei allem geholfen, sogar mein Opa hat unterstützt mehr als 400 Glasfaserkabel zu verlegen und einzukleben, welche später einen schönen Sternenhimmel ergeben sollen.

Ja jaaa der Sternenhimmel… Wir haben das bis zum letzten Tag vor uns hergeschoben, da es eine mühsame Fleißarbeit war, zu der sich meistens keiner von uns aufraffen konnte. Letztendlich hat es sich aber mehr als gelohnt und es zaubert eine wunderschöne Atmosphäre an die Decke.

Nicht überlebenswichtig, aber ein wunderschönes Extra 🙂

Ende Juli verlegten wir dann unseren Ort der Umbaumaßnahmen nach Estland. Dort verbrachten wir die Zeit mit der Fertigstellung der Küchenzeile mit Kühlschrank sowie der elektrischen Arbeiten. Viele Kabel mussten verlegt und viele Schalter angeschlossen werden. Wenn wir schon auch im Wald parken und schlafen wollen, dann wenigstens mit Beleuchtung in alle Himmelsrichtungen (zur Not). Auch unser lang ersehntes zusätzliches Seitenfenster konnten wir mithilfe von Ragles Papa endlich fest einbauen.

Alles in allem haben wir effektiv vier Monate lang jedes Wochenende in die Fertigstellung unserer ganzen kleinen und großen Umbauarbeiten gesteckt und sind sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Einen schönen sonnigen Tag in der Steiermark in Österreich nutzten wir dann um die finalen Fotos für euch aufzunehmen.

Ein Bild unserer typischen Morgenprozedur: Sonnenenergie tanken, die Markise vom letzten Regen trocknen lassen, Kaffee trinken und frühstücken.

Wollen wir mal in den Van schauen?

Die Küche aus verschiedenen Winkeln mit Kühlbox einmal ausgezogen, einmal in den Schrank versenkt. Auch zu sehen ist unser abklappbarer Tisch, den wir zum Kochen mit dem Gaskocher verwenden, sowie unsere kleine Fließenzeile hinter der Arbeitsplatte.

Drehen wir uns dann von der Küche weg sehen wir unsere Couch mit aufgebautem Tisch.

Der Platz unter der Couch ist vorallendingen mit leichten aber großen Sachen belegt. All unsere Decken, Kissen, Schuhe, Jacken, Handtücher und Rucksäcke haben hier ihren Platz.

Aus einem frei legbaren Holzbrett, dem versenkten Tisch und..

…einem ausklappbaren Teil der Couchverkleidung ergibt sich unsere Liegefläche.

Die vordere Matratze ist unterteilt und klappbar genäht um, in der Verwendung als Rückenlehne, den Kühlschrank ausfahren zu können und um, als Matratze verwendet, auch wenn das Bett noch aufgebaut ist, den Teil wegklappen zu können. Es ist dann einfach mehr Platz zum stehen vorhanden.

Das Ganze aus einer anderen Perspektive.

Eine Möglichkeit seinen Kaffee zu genießen 🙂

Doch kommen wir wieder zurück in den Van.

Unser fertiger Schrank hat inzwischen eine Reling bekommen. So finden auf dem Schrank bequem kleine Boxen mit Sachen Platz die man tagtäglich braucht.

Für den möglichst knitterfreien Transport gibt es sogar eine Kleiderstange. In der oberen linken Ecke lagern Handtaschen und der Schminkspiegel hat hier seinen perfekten Platz gefunden. Das ganze funktioniert auch mit Tisch, ist aber für die Darstellung besser ohne. Lediglich die flache Bodenplatte des Tischs zum verschrauben des Tischfuß bleibt fix und ist unten im Bild zu sehen.

Im rechten Teil des Schranks lagern alle unsere Anziehsachen. Ich bin froh, dass ich eine ganze Lade für mich allein bekommen habe ;). In der offenen Lade lagern Bücher, Spiele, Fotos und sonstige Dinge für den täglichen Gebrauch.

Das war es auch schon mit unseren finalen Fotos. Nichts ist perfekt, aber wir haben es uns so angenehm wie möglich gemacht um es ein Jahr, auf unseren knapp 8 Quadratmetern, einigermaßen geordnet aushalten zu können.

Ich bin mir sicher ich habe auch viele Dinge, die euch aufgefallen sind, vergessen zu erwähnen oder nur unzureichend erklärt für manche. Hinterlasst gerne ein Kommentar wenn ihr Fragen haben solltet und ich nehme mir gerne Zeit diese zu beantworten.

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4 Kommentare zu „Wie alles begann…“

  1. Hi ihr Lieben…. schoen geschrieben. Viel Liebe zum Detail. Tolle Fotos . Hab es ja auch ein wenig mitbekommen, wieviel Arbeit da in eurem kleinen Reisebus steckt….Allzeit gute Fahrt.

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