Die ersten zwei Wochen…

Nach dem wir bei Ann und Daniel gut gefrühstückt haben und reich mit selbstgemachten Dingen beschenkt wurden…

…nahmen wir Kurs auf Tartu. Dort besuchten wir eine Verwandte von Ragle bei einem Stück Kuchen mit einem Tee und wurden danach noch spontan von einem Freund in der Nähe eingeladen. Dort schliefen wir die Nacht auch nach einem herrlichen Saunagang. Danke nochmal an unseren Freund Siim für die spontane Gastfreundschaft.

Ich weiß.. das klingt alles überhaupt nicht nach großer Reise, Abenteuer und Wildcamping. Ich berichte euch darüber, weil es einfach mit dazu gehört. Es ist schwer loszulassen und zu akzeptieren, dass mal alle seine Freunde und die Familie für lange Zeit nicht sieht. Einfach machen..klingt einfach, solange bis man selbst vor der Entscheidung steht! 

Es sollte nun endlich losgehen und nach ein paar schönen Nächten in den Wäldern von Lettland und Litauen sowie einem kurzen Zwischenstopp an einem Campingplatz merkten wir ziemlich schnell wie schnell man viel Wasser verbraucht wenn man seine Gewohnheiten nicht ändert oder sparsamer wird. Wir haben nicht den Luxus eines 600 Liter Tanks unter dem Auto. Unsere Roadshower fasst grob 22 liter, der Tank in der Küche 12 liter und ein Reservekanister nochmal 20 liter. Es war für uns erschreckend wie viel Wasser gewöhnliche Dinge wie Hände waschen oder das Abspülen von Geschirr verbrauchen. Lektion gelernt!

Unsere Abende bestanden meist aus einer warmen Mahlzeit bei einem Lagerfeuer und einem Glas Wein. Wenn es an einem Abend mal keine Sterne gab oder es gar regnete, hatten wir zum Glück immer einen Sternenhimmel im Auto. Ich vermisste weder einen Fernseher, noch einen Computer, noch mein Handy.

Einfach ins warme Feuer zu schauen ist jedem elektronischen Bildschirm überlegen. 😉

Den ersten großen Zwischenstop, mit Aufenthalt in einem Gästehaus, hatten wir eine Woche nach dem Start in Petzer. Da wir unsere Wäsche nicht oder kaum selbst waschen können, kam uns die Waschmaschine der freundlichen Vermieterin sehr gelegen. Nach einer ordentlichen Dusche, einer Portion Schlaf und einem kräftigem Frühstück am nächsten Tag fuhren wir zu unserem eigentlichen Ziel: der Schneekuppe. Vor uns lagen 800 Höhenmeter welche wir innerhalb von anderthalb Stunden meisterten. Oben angekommen genossen wir die schöne Aussicht bei einem leckeren Gipfelbier. Es tat sehr gut nach den letzten Tagen mit vielen gefahrenen Kilometern, die Muskulatur mal wieder zu trainieren. Wieder unten angekommen ließen wir den Tag im Gästehaus mit einem leckeren Zucchini Risotto ausklingen.

Unser nächstes Ziel war Prag. Durch unser Budget zwar begrenzt wollten wir trotzdem einen Spaziergang in der Altstadt unternehmen und einmal die köstlichen Knödel probieren für die Tschechien so berühmt ist. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf einen Badesee und viel leckeres Fallobst in der Nähe. Dieser Kombination konnten wir natürlich nicht widerstehen und so verbrachten wir den Tag am Strand und übernachteten in einem Waldstück in der Nähe.

In Prag angekommen ließen wir uns bereitwillig in den Strudel dieser wunderschönen Stadt reißen und spazierten viele Kilometer. Unsere Highlights waren eine Bierverkostung, Trdelník (eine Art Stock- oder Baumbrot aus Hefeteig) und Gulasch mit frischen Knödeln.

Gesättigt und mit schweren Beinen fuhren wir auch ein bisschen traurig am selben Tag noch weiter Richtung deutscher Grenze. Es kamen Erinnerungen an frühere Reisen hoch und groß war der Wunsch sich doch eine Woche in ein Hotel einzuquartieren um alle möglichen Winkel und Ecken der Stadt zu erkunden, Abends schön essen oder tanzen zu gehen. Man soll aufhören wenn es am schönsten ist und genau das haben wir getan. Wir hätten auch in der Nähe campen können aber das wäre über kurz oder lang nicht gut für unsere Reisekasse gewesen 😉

Nach einer Nacht mit Lagerfeuer im Grenzgebiet zu Deutschland erreichten wir Regensburg. Es hat eine wunderschöne Altstadt und wir hatten noch ein bisschen Zeit. Ich nutzte diese für einen Friseurbesuch und ein paar Einkäufe. Auch ein frisch gezapftes Märzenbier darf man sich nicht entgehen lassen. Nach einer weiteren Nacht im Wald zwischen Regensburg und München erreichten wir dann schließlich unseren zweiten größeren Zwischenstopp, die Internationale Automobil Ausstellung in München.

IAA Mobility 2021

An dieser Stelle kann es sein dass Schleichwerbung auftritt, das lässt sich allerdings nicht vermeiden und wir bekommen kein Geld dafür.

Es war nicht nur unser erstes Mal auf der IAA, sondern direkt das erste Mal als Aussteller. Wir waren Teil eines StartUp Unternehmens names PowerUp Technologies. Dieses inzwischen 25 Personen starke Unternehmen aus Tallinn in Estland hat sich in die Herstellung von Generatoren spezialisiert. Das Spezielle ist hierbei die Art der Stromerzeugung. Mithilfe von Wasserstoff und einer Brennstoffzelle werden bei dem Modell UP400 welches auf der IAA präsentiert wurde bis zu 400 Watt Strom erzeugt. Kleinere und größere Leistungsstufen (200W bis zu 6kW) sind in den Startlöchern.

Was sind die Vorteile:

  • Absolut geräuschloser Betrieb
  • Keine bewegliche mechanische Teile daher wartungsfrei
  • Keine Abgase oder keine Gerüche
  • Sehr leicht (10kg) und kompakt (Modell UP400)
  • Die erzeugte Leistung passt sich automatisch der geforderten an

Was sind die Nachteile:

  • Hohe Anschaffungskosten (ab 6.500€)
  • Versorgungsnetz für Wasserstoff sehr lückenhaft

Um das Problem der Versorgung zu lösen wurde auf der IAA auch das neuste Pilotprojekt vorgestellt: Die Wasserstoffspeicherkabine von PowerUP. Mithilfe dieser Kabine kann jeder über eine App neuen Wasserstoff beziehen indem man einfach die leeren Flaschen gegen volle tauscht. Sie wird in Zukunft überall in Europa zu finden sein, das ist zumindest das Ziel. Viele reden immer wieder über einen schlechten Wirkungsgrad bei der Herstellung von Strom durch eine Brennstoffzelle was bei der Verwendung in Automobilen auch stimmen mag, aber in einer stationären Verwendung sieht das ganze schon ganz anders aus. Was machen wir mit unserem ungenutzen Strom aus Photovoltaik Anlagen im Sommer? Warum nutzen wir die Energie nicht um mithilfe von Elektrolyse grünen Wasserstoff zu produzieren? Diesen nutzen wir dann im Winter für die Herstellung von Strom und Wärme. Das wäre ein Traum. Für diesen Traum steht die Firma PowerUP Technologies. Sie bieten diese Komplettlösungen bereits an und stehen mit ihrem ersten fertigen Produkt, dem UP400 kurz vor dem Übergang in eine richtige Firma.

Eins muss ich noch loswerden: Manchmal hat auch ein Elon Musk seine schwachen Momente.  Ich verstehe nicht warum viele der Meinung sind, dass diese Energieerzeugung mit Batterien direkt konkuriert. Beide Arten sind direkte und indirekte Antworten auf das Problem mit fossilen Brennstoffen und sollten nicht gegeneinander arbeiten. Ich sage das, da ich an diesem Wochenende viele Gespräche führen durfte und bei den meisten ging es genau um das Thema.

Alles in allem war es ein sehr interessantes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken, Gesprächen und tollen Events. Wir beide glauben an diese Art der Zukunft und irgendwo muss man anfangen. Ich bin mir auch bewusst, dass wir beide in einem Van unterwegs sind der mit seiner Schadstoffklasse „schwarz“ natürlich genau das Gegenteil verkörpert. Leider spielt das Geld immer noch eine Rolle dabei. Ich würde mir liebend gerne eine Brennstoffzelle in den Bus bauen, aber für diesen Preis macht das noch keinen Sinn. Wir unterstützen diese Idee und die Firma trotzdessen um die Nachfrage zu steigern damit sich auch irgendwann der Preis auf ein „normales“ Niveau senkt. Falls ihr mehr darüber erfahren wollt schaut euch doch die kleine Firma mal an.

1 Kommentar zu „Die ersten zwei Wochen…“

  1. Na da habt ihr aber schon eine Menge schöner Erlebnisse gehabt und von Allem was dabei. Bewegung , Kultur, Kulinarische Spezialitäten, Bier Bier Bier und herrliche Landschaften, Stille, Natur usw. Ich freue mich riesig für euch. Erzählt doch noch ein bisschen über die Menschen , welche ihr unterwgs kennenlernen durftet. Freue mich schon auf den nächsten Blog .Liebe Grüße von der Insel.

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