Wir erreichten Österreich am Sonntag Nachmittag. Als erstes fielen uns die Farben der Flüsse auf. Viele hatten eine türkise fast eis-blaue Tönung und so konnten wir nicht wiederstehen eine Pause zu machen um unser Gebrauchswasser aufzufüllen. Da es schon spät war, schafften wir es nicht einen Platz für die Nacht zu erkunden und landeten auf einem überteuerten Campingplatz. Eine schöne Aussicht auf einen nahe gelegenen Bergsee und eine warme Dusche machten den Ärger über den Preis dann wieder wett. Nach dem Abendbrot gingen wir zeitig ins Bett um ausreichend Schlaf vor der geplanten Bergtour zu haben.
Am nächsten Morgen war es dann soweit. Ragle hatte Geburtstag und ich wollte sie mit einem schönen Frühstück überraschen. Ich stand ein bisschen eher auf, machte Kaffee und Pfannkuchen um diese dann ihr, mit zwei kleinen Kerzen, als eine Art „Ersatzkuchen“ zu schenken. Alle Zutaten hatte ich vorher unauffällig gekauft um nichts zu verraten. Es war passenderweise der Tag der Woche mit dem schönsten Wetter. So hatten wir ein leckeres Frühstück im Sonnenschein mit einer schönen Aussicht. Der beste Start für einen schönen Tag.
Für diesen besonderen Tag hatten wir uns die Vilsalpsee Runde ausgesucht. Die Rucksäcke voll mit Snacks, Wasser und dem traditionellen Gipfelbier starteten wir früh um die 17 Kilometer und 1000 Höhenmeter vor der Dämmerung zu bewältigen. Der Anfang war sehr steil wofür wir umso früher mit herrlichen Ausblicken belohnt wurden.
Unterwegs passierten wir ein älteres Ehepaar und wurden von jenem Pärchen wieder eingeholt. Wir haben einen schnellen Schritt und überholen normalerweise alle auf dem Weg aber nicht diese beiden. Wir begannen uns zu unterhalten und fanden heraus dass die beiden schon in ihren 60ern waren. Nicht nur war er mehrere Male auf dem Kilimandscharo, auch war es genau dieser Mann, mit der inzwischen künstlichen Hüfte, der vor 35 Jahren als erster mit einem Drahtesel auf der Zugspitze (2962) war. Das erklärte natürlich einiges. Wir bestiegen den Rest des Berges zusammen im Gespräch und erreichten bald den höchsten Punkt unserer Tour (2069m). Es fällt mir schwer die Aussicht mit Worten zu beschreiben und die Fotos spiegeln leider nur Momentaufnahmen. Wir hatten einen Blick auf drei Bergseen mit unterschiedlichen Höhen. Die beiden wanderten weiter um an einer nahegelegenen Hütte Rast zu machen, während wir unsere verdiente Brotzeit bei der schönen Aussicht genossen.
Obwohl wir den höchsten Punkt bereits erreicht hatten, waren wir erst bei einem drittel der Strecke. Auf unserem Abstieg, an jedem der drei Seen vorbei, trafen wir auf dasselbe Pärchen, welches uns jetzt zur Krönung des Tages und zum Geburtstag auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen einlud. Danach machten wir uns garnicht mehr die Mühe uns zu trennen, sondern wanderten den Rest der Strecke gemeinsam. Bei einem netten Gespräch vergeht die Zeit wie im Flug.
Diesesmal hatten wir keine Gästestube gemietet, sodass wir die, über den Tag aufgewärmte, Dusche am Bus nutzten um uns zu waschen. Hätte man mich vor 3 Jahren gefragt ob ich irgendwann, auf einem kleinen Parkplatz in Österreich, splitterfasernackt, mich mit einer Solardusche abspritze, hätte ich denjenigen wohl ausgelacht. Heute bin ich froh, dass die Sonne das Wasser erwärmt hat. Normalerweise ist das Wasser kalt. Der Zweck heiligt die Mittel 😉
Sehr spannende und schöne Erzählung. Die Begeisterung springt wie Funke rüber. Irgendwann müssen wir gemeinsam wandern gehen
Oh…ich bin sooo froh und glücklich diese Zeilen zu lesen. Mein Pauli du bist ein wunderbarer Sohn. So viel Liebe für deine Ragle berührt meine Seele.